Ein Blogbeitrag Watzmann Ostwand
Beitragsbeschreibung Uber die Ostwand zum Watzmannhaus
Robert Mayer
7/20/20223 min read


Watzmann Ostwand (2712m) "Die Eroberung des Unnützen"
In der Ostwand gab es schon über 110 Tote, mehr als an der Eiger Nordwand. Die Ostwand ist 2000 Meter hoch, die höchste der Ostalpen und somit ein Muss für Kletterer.
Einfache Klettertour. Max im 4 Grad steht in diversen Kletterführern. Aber sie ist eben auch sehr ausgesetzt, überdimensional hoch, saumäßig lang und ständig im Absturzgelände. Und das über 20km und 2500Hm.
Seit fast zehn Jahren liegt der Ostwand Kletterführer von Franz Rasp bei mir im Regal. Von Motten angefressen. Franz kannte alle Routen am Watzmann, hat neue eröffnet und war auch mitten im Winter in der Ostwand.
Dann starb der Autor bei seiner 295 Begehung samt seinem Gast in der Ostwand. Vermutlich ein Mitreißunfall.
Für uns aber wurde damit das Thema wieder aktueller.
Wir hatten ja schon einige Anläufe zur Ostwand gestartet. Mal war es zu vereist, mal war die Form schlecht und mal hatten wir die Hosen voll!
Aber irgendwann sind auch wir zu alt für derlei unnützes Tun, dachten wir. Also endlich einen Termin gemacht und losmarschiert, denn der erste Schritt ist bekanntlich immer der schwerste!
Hindernisse sind dazu da aus dem Weg geräumt zu werden!
Fatalerweise war die Ostwandhütte die den frühen Start um 4 Uhr morgens ermöglicht, wegen Corona geschlossen. Wir konnten also erst mit dem ersten Schiff um 8 Uhr in der Früh los. Viel zu spät eigentlich für uns schon etwas ergraute Gröbaze. (größte Bergsteiger aller Zeiten)
Außerdem wird von einer Begehung wegen Altschneeresten, wir gingen Anfang Juli, abgeraten. Sagt die alpine Beratung am Telefon.
Am Abend vorher hören wir im Radio zufällig eine sehr beruhigende Nachricht: Zwei verirrte Bergsteiger nach 2 Tagen Suche in Schnee und Nebel aus der Ostwand gerettet!
Weit entfernt von der eigentlichen Route steckten sie in einer Höhle fest. Das half nun wirklich nicht beim Einschlafen, da war viel bayerisches Bier und Tettnanger Hopfen nötig.
Den Weg zu finden ist das schwierigste in dieser langen Route. Wir nutzten erst das GPS, dann die diversen Beschreibungen, dann viel Instinkt und Steigeisenkratzer am Fels. Mit nur einem kleinen Verhauer kamen wir sensationell durch die Riesenwand.
Es gibt nur zwei Stellen wo man besser mit Seil klettert, einmal die Wasserfallwand und ein kurzer überhängender Aufschwung!
Das Gro der Tour muss aber zwingend frei gegangen werden. Und das über 2000 Höhenmeter. Uli liebäugelte schon mit der Biwak Schachtel unter dem Gipfel, aber die war uns zu kalt und nass. Doping in Form von Riegeln, Jiagoulan, das Kraut des ewigen Lebens, Schnaps und Gruppenzwang führte uns abends um 19 Uhr doch noch gemeinsam zum Gipfel.
"Die Eroberung des Unnützen", hat jemand über das Bergsteigen gesagt, wir waren aber vollauf begeistert über unsere heroische Tat.
Oben waren wir jetzt, aber der Berg ist bekanntlich erst bezwungen, wenn man wieder unten ist. In unserer Euphorie, hatte keiner realisiert das jetzt noch zwei Gipfel und der Klettersteig über die Watzmann Familie, wie die Neben Gipfel heißen, vor uns liegen. Nochmals 3 Stunden und 500 Hm.
Das war starker Tobak. Aber wenigstens mit super Sunset Stimmung.
Da warens nur noch Vier!
Angesichts einer weiteren Biwakhütte wurde Uli dann doch vom Schlafe überwältigt. Zu viert stolperten wir in dunkler Nacht zu den Lichtern der rettenden Unterkunft.
Der Hüttenwirt vom Watzmannhaus wollte gerade ins Bett, als plötzlich eine abgekämpfte Gestalt in Unterhosen vor der Eingangstüre herumschlich. Ich nenne keine Namen, aber er hatte Ähnlichkeit mit dem biblischen Josef, dem allerdings die Hosen durch widrige Bedingungen abhanden kamen. Die Bedienung flüchtete sofort ins Innere bei dem Anblick.
Nur der Wirt hatte Erbarmen mit uns abgekämpften Gestalten. Vielleicht rechnete er aber auch damit, dass demnächst die Maria mit dem Kinde zu ihrem Josef dazukommt. Das biblische Ereignis lies ihn sogar noch eine Suppe spendieren, nach dem 14 Stunden Marsch!
2500Hm und 14 Stunden, also eine schöne lange Tour! 2,10h ist übrigens der Rekord für die ganze Watzmann Ost Wand. Autor Robert Mayer























