Ein Blogbeitrag König Ortler
Beitragsbeschreibung Über den Tabaretta Klettersteig auf den Ortler
Robert Mayer
7/20/20232 min read
Mein Beitragsinhalt König Ortler 3905
Es ist der höchste Berg Südtirols, Vom Etschtal aus macht der Anblick echt was her, vor allem die stark vergletscherten Wände und seine gewaltigen Ausmaße.
Der Tabaretta Klettersteig ist legendär in den Alpen, der augenblicklich schwerste in ganz Italien. Hochalpin liegt er direkt neben dem wilden Ambiente der Ortler Nordwand.
Auf unserem Weg zum Tabaretta Klettersteig donnert unvermittelt eine vom Eisbruch ausgelöste Lawine durch die Nordwand und bleibt zu unseren Füssen liegen. Zum Glück hängt gerade kein Eiskletterer in der riesigen Wand. Die nutzen besser den kalten Frühling um in die höchste Eiswand der Ostalpen zu steigen. Aber auch dann schweben wie ein Damoklesschwert die Seracs über den Eiskletterern.
Der Tabaretta Klettersteig zieht an der Ostwand 500 Meter hoch. Er ist oft senkrecht, hat so gut wie keine Trittstifte, und vor allem die Schlüsselstellen erfordern enorme Armkraft. Die erste Schlüsselstelle ist das überhängende Himmelreich, die zweite dann der Gamechanger, der Gele Knot, gelbe Knoten genannt. Er ist leicht überhängend, bietet nicht eine Kante als Fußtritt an fordert enormen Krafteinsatz. Man muss sich ins Drahtseil spannen bis die Sohle genug Reibung aufbaut um in der glatten Wand zu halten.
Noch schwerer wirds mit einem 13kg Rucksack.
Kaum sind wir eingestiegen fliegt plötzlich ein Seilende aus dem Himmelreich herab. Kurz darauf dann ein Italiener von der Bergrettung. Dann noch einer usw. Teuflisch gestresst seilen sich vier herunter vom Himmelreich. Ok, das wird nicht einfach wird uns nun endgültig klar!
Alter Schwede, jetzt können wir wieder lachen. Steht ins Wandbuch geschrieben am Ende des Klettersteigs.
Dann sind wir an der Payer Hütte, sie liegt wie ein Adlerhorst exponiert auf dem Grat und dient als Ausgangspunkt für den Gipfeltag!
Am Morgen um 4 Uhr 30 geht’s mit Stirnlampe los. Mit Muskelkater vom Klettersteig in den Armen.
Der Weg ist nicht sehr schwierig für Erfahrene, aber immer steil genug zum Abstürzen. Die Schlüsselstelle ist eine 40 Grad steile Eis Rampe an der angeseilt und mit Eisschrauben gesichert werden muss. Oben ist eine Biwakschachtel.
Irgendwo dort oben am Ortlergletscher gab es im 1 Weltkrieg sogar ins Eis gegrabene Kanonen Stellungen.
Stau gibt’s selbst in den Bergen, immer wieder treffen wir deshalb auf einen griesgrämigen Bergführer. 300 mal war er schon am schönsten Gipfel, aber ist immer noch schlecht gelaunt.
Zum Sichern der Seilschaften gibt’s an schweren, ausgesetzten Stellen Eisenstangen, dort kann der Führer das Kletterseil rumwickeln und somit nachsichern. Das dauert etwas Zeit und man muss eben warten. Fluchend ist er sich nicht zu schade Bergsteiger zur Eile anzutreiben. Leider erlebt man das allzu häufig gerade von einheimischen Bergführern.
Am Gipfel treffen wir eine glückliche Berlinerin mit einem wohlgemerkt gut gelaunten Bergführer. Abends zuvor hatte sie mächtig Zweifel, ob das Ding hier nicht eine Nummer zu groß für sie ist. Was wieder mal die alte Regel bestätigt!
Männer überschätzen sich, Frauen unterschätzen sich. Warum: Weil sie natürlich die allererste am Ortler Gipfelkreuz war. Sogar vor uns, aber knapp.







